Wartburgkreis Wenigentaft

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Historische Belege der Ortschaft Großentaft:

Woher hat der Fluss seinen Namen?

Der Ortsname Wenigentaft hat in Großentaft, einem Ortsteil von Eiterfeld im Kreis Fulda eine wichtige Parallele. Diesen Ortsnamen hat D. Ascher (S. 329ff.) ausführlich behandelt. Daraus stammt auch die folgende Auswahl der historischen Belege.

815 (Kopie) duae Taftaha
816 (Fälschung 12. Jh.) due Taftaha
888 in loco Taptaha
922 in loco Berahtolfestafta
977 (Interpolation 11.Jh.) Dafdaho
zwischen 1015-1025 In Daftaho
12. Jh. (Kopie um 1160) Daftaha
1190 Daftaha

…usw., zumeist Daftaha, Taftah, Tafta, auch Dafta, Dafft, Daft

Beide Ortsnamen sind schwierige Namen. Sicher ist, dass im zweiten Teil althochdeutsch -aha „Bach, Fluss“ gestanden hat, dass also beide Orte ihren Namen von dem Gewässernamen Taft, einem Nebenfluss der Ulster, erhalten haben. Dabei bedeutet der Zusatz „Wenigen“ = „klein“; der Ort erhielt diesen Zusatz zur Unterscheidung von Großentaft.

D. Ascher hat die bisherigen Deutungen sorgfältig zusammengestellt: man dachte an althochdeutsch taft „Moos“, an eine Grasart „Taft oder Bast“, an einen Personennamen, an einen Ablaut zu germanisch „dafta“ – „Dunst, Nebel, Tau, Reif“ oder – zuletzt A. Greule – an ein germanisches Adjektiv „dafta“ – „freundlich“.

D. Ascher bevorzugt letztlich einen Ablaut zu althochdeutsch „duft“ – „Reif, Hitze“, mittelhochdeutsch „tuft“ – „Dunst, Nebel, Tau, Reif“, ist sich aber klar darüber, dass ein Wechsel von -a- zu -u- kaum erklärt werden kann.

Prof. Jürgen Udolph schlägt eine weitere Möglichkeit vor, die man dann gewinnt, wenn man nach Vergleichs-Gewässernamen sucht. Diese gibt es, allerdings muss man weit ausholen. Am nächsten stehen noch die litauischen See- und Flussnamen „Dãpai“ bzw. „Dapiškis“, die mit litauisch „dãpas“ – „Überschwemmung“ verbunden werden können. I. Duridanov stellt ferner den thrakischen Ortsnamen „Daphabae“ bei Adrianopolis hinzu sowie altisländisch „dafla“ – „plätschern“, schwedisch dial. „dabb“ – „zäher Klumpen aus Schleim“, norweg. dial. „dave“ – „Lache, Pfütze“. Diesem Vorschlag folgt auch A. Vanagas.

Für Wenigentaft und Großentaft bedeutet das: Grundlage ist ein Wort für feuchtes, häufig überschwemmtes Gebiet; daran angetreten ist ein -t-, das im Germanischen so viel bedeutet haben dürfte wie „Stelle, die feucht, häufig überschwemmt“ wird. Und dann trat noch aha „Wasser, Fluss“ hinzu, so dass die Ortsnamen etwa verstanden werden können als „von einem Fluss durchflossene feuchte, häufig überschwemmte Stelle“.

Das ist eine schwierige Deutung, allerdings wird in der Beschreibung des Flüsschens Taft betont, dass dessen mittleres Sohlgefälle von der Quelle bis zur Mündung nur neun Prozent beträgt. Das könnte als Argument dafür verwendet werden, dass der Bach zur Sumpfbildung neigt(e).

Histor. Belege nach D. Ascher, ON. Fulda, S. 329:

815 (Kopie) duae Taftaha
816 (Fälschung 12. Jh.) due Taftaha
1405 zu Wenigen Taffta gelegen
1413 zue Wenige[n] Taffta
1536 zu Wenigentaffta … zu Wenigentafft
1570 Wenig Taffta
1605 zu Wenigendafft
1611 zu Wingendaft

Literatur-Angaben:

Literatur:
W. Arnold, Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 112.

D. Ascher, Die Ortsnamen des Landkreises Fulda, Dissertation Leipzig 2014, S. 327-331.

I. Duridanov, Thrakisch-dakische Studien 1. Die thrakisch- und dakisch-baltischen Sprachbeziehungen, Sofia 1969, S. 26.

A. Greule, Deutsches Gewässernamenbuch, Berlin/Boston 2014, S. 527.

R. Sperber, Die Nebenflüsse von Werra und Fulda bis zum Zusammenfluß (= Hydronymia Germaniae A 5), Wiesbaden 1966, S. 105f.

A. Vanagas, Lietuvių hidronimų etimologinis žodynas, Vilnius 1981, S. 80.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

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Geben Sie bitte Informationen für die wissenschaftliche Untersuchung an

Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.