Wartburgkreis Oberellen,

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Fluss Elte recht zur Werra in Lauchröden:

Ortsnamen Unterellen, Oberellen, Epichnellen, Taubenellen:

Weitere Historische Belege für Oberellen:

Weitere Historische Belege für Unterellen:

Weitere Historische Belege für Epichnellen:

Weitere historische Belege für Taubenellen:

Zur Deutung der Namen:

Flussname Elte

Oberellen, Unterellen

Taubenellen

Beide Orte – Oberellen und das Nachbardorf Unterellen – liegen am Fluss Elte, von dem sie auch ihren Namen haben. Dorthin gehört außerdem Epichnellen, eine frühere Gemeinde auf dem heutigen Gebiet des Ortsteiles Förtha der Gemeinde Marksuhl; Epichnellen war ab 1945 zunächst Ortsteil von Förtha und wurde mit diesem 1996 nach Marksuhl eingemeindet. Auch die Taubenellner Mühle ist in dem Zusammenhang zu erwähnen.

Rüdiger Sperber bietet in „Die Nebenflüsse von Werra und Fulda bis zum Zusammenfluß“ (= Hydronymia Germaniae A 5), Wiesbaden 1966, auf Seite 23 unter anderem die folgenden historischen Belege.

  • 1014 (Kopie 12. Jh.): ad Âlinde et Alinde inferius ad Merrîth (Reg. Thur. I, 138 nr. 638 Anm.)

  • 1075: venit in Elenen (Urkb. Langensalza 50 nr. 62)
  • 1121: das Dorf Elnde (Reg. Thur. I, 244 nr. 1161)
  • 1219: Elinde (ebd. II, 332 nr. 1827)
  • 122/27: Ellende (ebd. II, 429 nr. 2419)
  • 1266: Toubinelnde (ebd. III, 545 nr. 3480)
  • 1269: Tobenellende (ebd. IV, 50 nr. 331)
  • 1318: E. de Elinde (Reg. Wangenheim 65 nr. 73)
  • 1443: zü Eln (Urkb. Frauensee 216 nr. 293)
  • 1456: zu Obirneln (ebd. 230 nr. 305)
  • 1512: zu Obernelnn (ebd. 313 nr. 391)
  • 1673: an der Ober Eller gemein (Ziegler, Territorium Hersfeld 291 Beil. nr. 44c); neben denen Untern Ellern äckern (ebd. 292 Beil. nr. 44c)

  • 1161: Elende (Schimpff, Heden-Orte, S. 40, Anm. 92)
  • Mitte 14. Jh.: Elde (ebda.)

  • 1367: Nieder-Elln (Wikipedia unter: Elte)
  • 1369: Nieder-Elende (Wikipedia unter: Elte)

(vor allem nach H. Rosenkranz: Zur Geschichte der Siedlungen im Flussgebiet der Elte. Manuskript, ohne Ort, ohne Jahr, Ortsakte Oberellen im Thüringer Museum Eisenach)

  • (um 1250): villam Abichenelde; Überschrift: Empcio ville Abschinelhde [2. h korrigiert) (Nova Alamanniae I, Nr. 30, S. 3f.)
  • 1292: Abchenelnde (Schimpff, Heden-Orte, S. 40, Anm. 92)
  • 1378: Ebchenellen, Epchinelne
  • 1402: Appchenelnde
  • 1522: Epfigenelenn
  • 1527: Epgenel
  • 1536: Ebgeneln
  • 1571: Eppichen eln

  • 1266: Toubinelnde ((Dobenecker III Nr. 3480)
  • 1269: Tobenellende (Nova Alamanniae Nr. 1139)
  • 1280: in Toibinelude (Otto, Thuringia Sacra S. 528)
  • 1292: Toubenellende (UB DOB Thüringen Nr. 530 S. 453)
  • 1440: Taubenellen war noch bewohnt
  • 1487: Toubyn unde Elne (B. Lex, Ortsnamen der ‚Thüringischen Landeschronik‘, Mag.-Arbeit Jena 2001, S. 96); dazu schreibt B. Lex: „Die Wüstung Taubenellen ist heute im Namen Taubenellermühle, auch Taubenellenmühle oder Taubenellen Mühle, belegt. Die so bezeichnete Mühle liegt an der Elte nördlich von Etterwinden. Auch Keilitz ordnet in einer Fußnote den Beleg der Gothaer Handschrift dieser Lokalität zu.“

Weiter ist hier anzuschließen: Ellnasee, einmal erwähnter See, 1487 Elenanse, südwestl. von Eisenach (Lex, Ortsnamen, S. 82)

Verfehlt ist die Deutung in der Wikipedia: „Sprachlich benennt Alinde ein Gewässer außerhalb des von Menschen besiedelten Landes.“ Die Wissenschaft streitet um den Namen. A. Greule (Dt. Gewässernamenbuch) zieht eine germanische Herkunft vor und schreibt: „Grundform (althochdeutsch) *Elinda < *Alinda < *Alendō; Orts- und Flussname entwickelten sich lautlich unterschiedlich: Durch Ausfall des |-e| in *Elende und Sprecherleichterung wird der Flussname über *Elnde zu *Elde/Elte, während der Ortsname über Elend zu Elen/Ellen wurde.

Er sieht zwar eine Ähnlichkeit mit dem Aland (Sachsen-Anhalt), wodurch eine vorgermanische Herkunft wahrscheinlich würde, zieht aber letztlich die folgende Deutung, wenn auch mit Zweifeln, vor: „Der Name dürfte, weil die Elte in einem Moorgebiet entstand, eher eine Ableitung von (germanisch) *al- ‚modrig, faul‘ (?) sein“.

Einen anderen Weg gehen H. Walther und A. Schmid: Aufgrund zahlreicher ganz ähnlicher Bildungen in weiten Teilen Europas wie Alantà in Litauen, Alento in Italien, *Alens, später Alento in Lukanien, Ãlantas, zweimal in Litauen, Aland, mehrfach im Elbe-Gebiet und Alonta, antiker Fluss in Sarmatien, ziehen beide eine -nt-Ableitung zu einer indogermanischen Wurzel *el-/*ol- für „fließen, strömen“ vor. Der Name wäre demnach vorgermanischen Ursprungs. Ich halte diese Deutung für überzeugender.

Zur Entwicklung des Namens aus *Alinde zu Elte heißt es bei B. Lex: „Die Bildungsmotivation des Flussnamens ist vermutlich schon früh nicht mehr verstanden und als Ellende zu Ellen zu ahd. elilenti, el(e)lendi ‚Verbannung, Fremde, Elend‘ umgedeutet worden“.

Diese beiden Ortsnamen sind aufeinander bezogen und erklären sich durch ihre Lage zum Fluss: Oberellen liegt höher am Flusslauf als Unterellen.

In der Wikipedia heißt es: „Der Flurname Taubenellen lässt darauf schließen, dass die Elte hier nicht ganzjährig ausreichend Wasser für eine Siedlung lieferte. Heute ist die Taubeneller Mühle letzte Erinnerung an die einstige Siedlung Taubenellen“. Gemeint ist Folgendes: „taub“ in Gewässernamen bedeutet: wenig Wasser führend, zum Austrocknen neigend. In Hamburg gibt es eine Dove Elbe, hier ist das niederdeutsche Wort dov, doof = hdt. taub ebenso enthalten.

Literatur-Angaben:

Literatur-Angaben:
„Deutsches Gewässernamenbuch“
A. Greule
Berlin/Boston 2014, S. 124

„Ortsnamen der ‘Thüringischen Landeschronik’ (Codex Gothanus Chart. B 180)“
B. Lex
Mag.-Arbeit Jena 2001, S. 37f

„Beiträge zur Namenforschung 13“
A. Schmid
(1962), S. 210

„Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts“
H. Walther
Berlin 1971, S. 231

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

Schritt 1 von 3

Geben Sie bitte Informationen für die wissenschaftliche Untersuchung an

Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.