Wartburgkreis Motzlar

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Historische Belege:

Zur Bedeutung des Ortsnamens:

Personennamen können ausgeschlossen werden

Fluss-Namen gehören zu den ältesten Namen

  • 1186 de Muzzelere (Henn. UB I Nr. 23 S. 17)
  • 1191 in Muzlere (Hist. Fuldensis II S. 197)
  • 1361 Mutzeler (HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 448)
  • 1398 Mutzler (Schannat, LehnhofS. 333)
  • 1401 Mutzler (HStAM Urk. 75 Nr. 671)
  • 1422 Eyn gud zu Mutzler … Geysa und Mutzler (UB Vacha II Nr. 94)

Der Ortsname enthält im zweiten Teil zweifellos das Element -lar, das auch als -ler erscheint. In Thüringen sind sie recht selten, wie Motzlar liegen auch Geblar und Weilar im Wartburgkreis. In Hessen, Niedersachsen und vor allem in Westfalen sind sie aber recht häufig, wie die Untersuchung von H. Dittmaier gezeigt hat.

Die weitere Diskussion hat gezeigt, dass man als Grundbedeutung wohl vor allem „“Wald“ ansetzen muss. So gibt es zahlreiche Baumbezeichnungen in Namen wie Lintlar, Beukelare (Buche), Birklar, Elsler (Else „Erle“), Nuttlar (Nuss) u.a.

Wichtig ist, dass Personennamen im ersten Teil fast kaum zu finden sind, einige umstrittene ‑lar-Namen hat H. Dittmaier (S. 68ff.) aufgelistet.Dennoch bevorzugt man heute zumeist einen Zusammenhang mit einem Personennamen zum Stamm Mod-.

Dagegen spricht die eben erwähnte Tatsache, dass Personennamen bei den -lar-Namen kaum sicher nachgewiesen werden können. Dagegen spricht auch, dass es eine Wüstung bei Wolfhagen (Nordhessen) gegeben hat, die schon 1074 in der Form Moteslare erwähnt wurde, und dagegen spricht auch der Ortsname Motzfeld Kr. Hersfeld, 8. Jh. Muotesfelt,1394 Mutzfelt, denn -feld-Namen besitzen im ersten Teil fast nie einen Personennamen. Es bleibt daher nur die Suche nach einer anderen Basis für die ältesten Formen.

Es bietet sich ein Wort an, dass im Hochdeutschen in der Form Modder aus dem Niederdeutschen entlehnt worden ist. Es gehört zu mittelniederdeutsch mōde, modde, mudde „faulender Schlamm, Modder, in stehendem Wasser abgesetzter Dreck“, niederdeutsch mode, mude „der aus Flüssigkeiten erfolgende Niederschlag, der Schlamm“. An die Grundlage mod- ist, klar erkennbar bei den hessischen Namen Motes-lar-und Muotes-feld ein -s-hinzugetreten, so dass von einem Ansatz Modes-, Modas- augegangen werden kann.

Ableitungen mit einem -s-gehören im Germanischen zu den ältesten Namen, die z.B. für Niedersachsen R. Möller gesammelt hat. Nicht selten bildeten sie Flussnamen. Daraus ergeben sich für Motzlar zwei Möglichkeiten: es ist ein „Wald“ (= -lar) an einer Modesa o.ä. genannten sumpfigen Stelle oder aber Modesa, Modasa war ein alter Name der Ulster, ein sogenannter Teilabschnittsname. Längere Flüsse haben ursprünglich nicht nur einen Namen besessen, sondern manchmal mehrere, bis sich im Laufe der Geschichte ein Name durchsetzte. Das ist relativ häufig geschehen. Die alten Namen der Flüssen blieben dann in den Ortsnamen am Ufer des Flusses erhalten.

In Anbetracht dessen, dass es in Hessen zwei weitere Orte gibt bzw. gab, die ebenfalls Modesa, Modasa enthalten haben dürften, ist aber wohl eher von einer alten Bezeichnung für eine feuchte, sumpfige Stelle an der Ulster auszugehen. Das Zweitelement -lar wird sich wohl auf das ausgedehnte Waldgebiet um den Rockenstuhl bezogen haben.

Literatur-Angaben:

Literatur-Angaben:
H. Dittmaier, Die (h)lar-Namen. Sichtung und Deutung, Köln-Graz 1963, S. 68.

E. Förstemann, Ortsnamen, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, Teil 2, Nachdruck Hildesheim usw. 1983, Sp. 303.

A. Fuchs, Einige namenkundliehe Anmerkungen zur „Verfrankung“ Südthüringens, in: Jahrbuch Nr. 17 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins, 2002, S. 57-68.

R. Möller, Niedersächsische Siedlungsnamen und Flurnamen mit k-Suffix und s-Suffix in Zeugnissen vor dem Jahr 1200, Heidelberg 2000.

J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin-New York 1994, S. 473-497.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

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Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.