Wartburgkreis Behringen

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Historische Belege:

Behringen, Großenbehringen, hieß z.T. auch Kirchenbehringen. 1950 Zusammenschluss der Ortsteile Wolfsbehringen, Oesterbehringen, Großenbehringen zur Gemeinde Behringen,z.T. 1957 aufgelöst, seit 1990 Verwaltungsgemeinschaft Behringen.

  • (um 815) (Abschrift 12. Jh.): in Beringe (Breviarium sancti Lulli)
  • 876 (Kopie 10.Jh.): Baringi (MGH DD LD Nr. 160 S. 239)
  • 876 (Fälschung 11.Jh.): Baringe (MGH DD LD Nr. 185 S. 270)
  • 932: Chirihbaringa (MGH H I Nr. 33 S. 68)
  • 1005/06: Beriggi (Dob 1,629 = CodDiplSax 1,3,61 = UBHersf 77)
  • (1005-1012): Beriggi (Dobenecker I Nr. 629 S. 136, aber mit unsicherer Zuordnung)
  • 1003/04: Bessingen; wahrscheinlich verschrieben für Berringen (Dobenecker I Nr. 1011 S. 215)
  • 1114: Beringe(Dobenecker I Nr. 1103 S. 233 nach CDS)
  • 1138 (Kopie 15.Jh.): Berringen (Mainzer Urkundenbuch, Bd. II Nr. 38 S. 73)
  • (nach 1150, zum Jahre 1075): iuxta Beringa (Annalista Saxo = MGH SS in folio 36, S. 430)
  • 1222: de Beringhe (UB Kl. Frauensee Nr. 13 S. 6)
  • 1236: de Beringen (UB Kl. Frauensee Nr. 33 S. 15)
  • 1239: de Beringen (UB Kl. Frauensee Nr. 35 S. 17)
  • 1291: in maiori Beringen (UB Kl. Frauensee Nr. 72 S. 44)
  • 1305: dictus de Beringen (UB Kl. Frauensee Nr. 90 S. 55)
  • 1305: in … maiori Beringen (Regesten Wangenheim I Nr. 63 S. 53)
  • 1334: Beringen(UB Kl. Frauensee Nr. 90)
  • 1335: Hermannus de Beringen (Lib PC Nr. 106)
  • 1350: Grozzen-Beringen (LehnBFriedStr 49)
  • 1367: Hermannus de Beringen (StADresd Cop 30, 12a)
  • 15. Jh., zum Jahre 1075: bis geyn Beringe (Gerstenberg, Chronik S. 112)
  • 1441: Beringen (UB Kl. Frauensee Nr. 213)
  • 1506: Beringen (RegSubs 108)
  • 1511: Beyrunge (hierzu? Oder zu Behrungen?) (UB Kl. Frauensee Nr. 311)
  • um 1536 Beringe: (UB Kl. Frauensee Nr. 408)
  • 1796: Großen Behringen (Bube 32)

Wolfsbehringen

  • 932: Uuoluesbaringa (MGH H I Nr. 33 S. 68)
  • 1305: in … Wolfisberingen (Regesten Wangenheim I Nr. 63 S. 53)
  • 1327: ex qua majorem Beringam (Annales Isenacenses S. 77)
  • 1347: curiis Wolfsberingensibus (Heusinger, Opuscula I S. 219)
  • 1369: in vico Wolfsberingen (Heusinger, Opuscula I S. 249)
  • 1506: Wolffs Beringen (RegSubs 108, 109)
  • 1796: Wolfs Behringen (Bube 33)

Oesterbehringen

  • 932: Paringi (MGH H I Nr. 33 S. 68)
  • 1321: Osterin Beringen (Regesten Wangenheim I Nr. 77 S. 71)
  • 1335: Osterbering(Regesten Wangenheim I Nr. 87 S. 80)
  • 1349: Ostrinberingin(Regesten Wangenheim I Nr. 100 S. 95)
  • 1351: zu Ostern Beringen (Regesten Wangenheim II Nr.
  • 1796: Oester Behringen, Oesterbehringen (Bube 32, 134)

Hierunter fasse ich zusammen: Behringen, Großenbehringen (zusammengewachsen mit Oesterbehringen), Wolfsbehringen und Oesterbehringen. Bei den alten Belegen ist nicht immer sicher, ob es sich um unsere Orte handelt. Es spielen Behringen bei Arnstadt und andere, die ich unten nenne, hinein.

Bisher gab es über die Herkunft der Ortsnamen Behringen, Großen-, Kirchen-, Wolfs-, Oesterbehringen sehr unterschiedliche Meinungen. E. Förstemann dachte bei einigen von ihnen an einen Zusammenhang mit bar „nackt, kahl, bloß“. H. Walther erwog zum einen Herkunft von dem germanischen und althochdeutschen Wort barabzw. altenglisch bearn „Wald, Gebüsch“, zum anderen aber auch mit dem Flussnamen Bahra, in dem mittelniederdeutsch bāre „Woge“, verwandt mit altisländisch bāra „Woge“ zu vermuten sei. A. Werneburg dachte an eine Übertragung von dem Biberbach, an dem die Orte liegen. Aber dann müssten sie auch das Biber-Wort enthalten, was nicht der Fall ist. V. Schimpff verbindet die Namen zögernd mit althochdeutsch bāra‚Ertrag, Einkünfte’ bzw. beran „Abgaben leisten“.

Für die Herausarbeitung der wahrscheinlichsten Deutung ist es von einiger Bedeutung, dass die Behringen-Ortsnamen im Wartburgkreis Parallelen besitzen. Hierzu gehören: Behringen bei Arnstadt, Behrungen (trotz der heute abweichenden Endung -ungen, in den alten Urkunden steht nur Baringi, Baringen u.ä.), auch der Gauname Baringen/Beringen (ein Untergau des Grabfeldgaus), ferner Behringen südöstl. Arnstadt (Ldkr. Ilmtal) und Ober-, Unterwaldbehrungen (Unterfranken), 784 (Kopie 12. Jh.) Uualperat, 789 (Kopie 12. Jh.) Paringe, 796 in uilla Baringe, 876 Uualdbaringi, 951 Uualdbaringun, 1252 in superiori Wolperungen (W. Bierschneider, Unterfranken. Historische Daten von Städten, Gemeinden und Ortsteilen der Landkreise und der kreisfreien Städte sowie die Entwicklung der Ortsnamen, Planegg bei München 2003, S. 317, 323), ein Wüstungsname Behringen, 1481 Oberberingen bei Ettischleben und dort auch ein verschwundenes Wüstenbehringen (Schimpff, Heden-Orte S. 49) sowie ein untergegangener Ort Beringen bei Görsbach (Kr. Nordhausen), (1187-1192) Berigen, 1188 Beringin, 1205 Beringe usw. (UB. Walkenried I Nr. 29 S. 78, Nr. 33 S. 83, Nr. 57 S. 104).

Es ist ziemlich sicher, dass hier eine Gruppe von geographischen Namen vorliegt, die etymologisch miteinander verbunden werden können. Ausgangsbasis der Benennung dürfte – der Blick auf die Karte zeigt es – das nördlich von Wolfs-, Großen- und Oestebehringen liegende Waldgebiet gewesen sein. Dazu passt dann das in alten germanischen Namen, vor allem in Niedersachsen und Westfalen, verborgene Wort bar(u) „Wald“, das schon im Altenglischen bei Beda um ca. 700 in der Form baruae i.e. ad nemus (latein. „Wald“) bezeugt ist. Es ist u.a. in den Ortsnamen Böbber, Drüber, Harper, Heber, Rabber, Schwülper, Velber, Warber u.a.m. verborgen. Ausführlich dazu hat sich K. Casemir, Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, Bielefeld 2003, S. 381ff. geäußert.

Für die thüringischen Ortsnamen heißt das: hinter den drei Ortsnamen steckt eine alte Stellenbezeichnung Ber-ing-, was ursprünglich etwa „Ort, Stelle im oder am Wald“ bedeutete, oder „Waldgebiet, an dem Menschen besiedeln bzw. siedeln“.

Literatur-Angaben:

Literatur-Angaben:
K. Casemir, Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, Bielefeld 2003, S. 381ff.

E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte, Bonn 1913, Sp. 359.

V. Schimpff/C. Theune, Die Heden-Orte in Thüringen, in: Concilium medii aevi 11 (2008), S. 49.

H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 247.

A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 57.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

Schritt 1 von 3

Geben Sie bitte Informationen für die wissenschaftliche Untersuchung an

Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.