Landkreis Nordhausen Niedersachswerfen

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Niedersachswerfen

Obersachswerfen

Dieser Ortsname muss zusammen mit dem benachbarten Obersachswerfen behandelt werden, vor allem deshalb, weil die älteren Belege sich alle auf Obersachswerfen beziehen.

  • 1208 Sachswerfen

  • (780-802) (Kopie 12. Jh.) in villa Sahswirphen (Trad. Fuld. (ed. Meyer zu Ermgassen)
  • 1129 Thiederico de Saswerpe (UB. Walkenried I Nr. 2 S. 51)
  • 1131 Saswerfe (Wern. 141)
  • 1140 Saswerfa (UB. Walkenried I Nr. 11 S. 60)
  • 1187-1192 Walugus de Saswerpen (UB. Walkenried I Nr. 29 S. 79)
  • 1188 in Saswerph (UB. Walkenried I Nr. 30 S. 80)
  • 1200 Saswerfe (Wern. 141)
  • 1205 in Saxwers(!) (UB. Walkenried I Nr. 57 S. 104)
  • (1209) (Abschrift) de Saswerf (UB. Walkenried I Nr. 68 S. 118)
  • 1217 Wernerus de Xaxwerfe (!)(UB. Walkenried I Nr. 96 S. 144)
  • 1229 de Saswerpe (UB. Walkenried I Nr. 159 S. 190)
  • 1235 in Saswerp (UB. Walkenried I Nr. 214 S. 237)
  • 1237 in Saxwerpe (UB. Walkenried I Nr. 223 S. 244)
  • 1251 in Saswerpen (UB. Walkenried I Nr. 302 S. 311)
  • 1260 in Saswerpen (UB. Walkenried I Nr. 380 S. 367)
  • 1279 in Saswerpe (UB. Walkenried I Nr. 538 S. 472)
  • 1327 Henricus des Saswarpe (UB. Walkenried II Nr. 1027 S. 260)
  • 1333 Saßwerfen superior (Müller, Nordhausen, S. 104)
  • 1473 de Saxwerpen (UB. Walkenried I Nr. 554, S. 485)

Vielfach hat man in dem Namen Niedersachswerfen die Niedersachsen gesehen und ihn als „Aufwurf (Befestigungswerk) der Sachsen oder gegen die Sachsen“ gedeutet (Werneburg). Jedoch hat man auch schon früh ein Wort für „Felsen“, nämlich sahs, in den Ortsnamen gesehen. Zu beiden Vorschlägen hat K.-H. Müller Stellung genommen und korrigierend wichtige Erkenntnisse vorgelegt: Zum einen hat er erkannt, dass Obersachswerfen viel früher bezeugt ist, Niedersachswerfen seinen Namen letztlich von Obersachswerfen erhalten hat – u.a. mit dem Zusatz orientale oder inferior (Ost- bzw. Unter-, Niedersachswerfen) und die Deutung also von Obersachswerfen ausgehen muss.

Unter Einbeziehung des Sachsengrabens, an dem Obersachswerfen liegt, und von dem benachbart liegenden Bad Sachsa (Kr. Osterode) schließt er sich dem Vorschlag von Werneburg an und deutet sie als „Ort an dem Aufwurf an der Sachsengrenze“.

H. Walther nimmt den Bachnamen als Grundlage und leitet die Ortsnamen von dem Flussnamen ab. Als ursprüngliche Bedeutung nimmt er an: „nach Sachsen zu gelegener Bach“ oder „von Sachsen bewohntes Bachtal“ oder „Ort nahe dem Sachsenstein“.

Die letzte ausführliche Stellungnahme zu dem Komplex um Bad Sachsa, Nieder- und Obersachswerfen steht bei Ohainski-Udolph. Sie schreiben u.a.: Der Name der Sachsen kann nicht in den Ortsnamen vorliegen, sie müssten dann nämlich Belege mit Sachsen-, Sassen-, Sahson- o.ä. enthalten, was nicht der Fall ist. Sie folgen daher dem Vorschlag von H. Jellinghaus (bei Förstemann) und legen ein germanisches Wort sahs „Stein, Fels“ zugrunde, das mit latein. saxum „Fels“ verwandt ist, sehen in dem Bachnamen eine Grundform *Sahs-aha und eine ursprüngliche Bedeutung „Steinbach“.

Im zweiten Teil -werf- mit H. Walther ein Wort im Sinne von „Aufwurf, Damm, Ufer, Schiffsanlandeplatz“ vermutet werden. Ober- und Niedersachswerfen würden demnach als „Erhebungen, Hügel, Aufwürfe am Steinbach“ zu verstehen sein.

Literatur-Angaben:

Literatur-Angabe:
* E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 658.
* K.-H. Müller, Die Ortsnamen der Kreise Nordhausen und Worbis. Masch.-Schr. Hausarbeit Jena 1954, S. 103f.
* U. Ohainski, J. Udolph, Die Ortsnamen des Landkreises Osterode, Bielefeld 2000, S. 12ff.
* H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 245, 257.
* A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 141.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

Schritt 1 von 3

Geben Sie bitte Informationen für die wissenschaftliche Untersuchung an

Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.