Landkreis Gotha Catterfeld

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Zuletzt hat Ch. Riese diesen Ortsnamen ausführlich behandelt. Von ihm kann man auch die historische Überlieferung des Ortsnamens übernehmen:

  • 1195 Chatervelt
  • 1195 Katervelt
  • 1196 Chatervelt
  • 1216 Katerwelt
  • um 1219 Katervelt
  • 1354 Katerfeild
  • 1756 Katterfeld
  • 1873 Catterfeld

Die Deutung des Namens ist umstritten. Einig ist man sich allerdings darin, dass er aus zwei Teilen besteht und im zweiten Teil deutsch -feld steht, das in Ortsnamen als „flache Ebene, flaches Land, unbewachsens, ebenes Landstück“ zu verstehen ist. Aber was ist Catter?

H. Walther denkt an den Kater, althochdeutsch kataro, wobei man an Wildkatzen denken könnte. Das ist kaum überzeugend, aber Ch. neigt dieser Deutung letztlich doch zu. Es gibt aber eine Alternative, die in eine ganz andere Richtung geht. Dabei spielt vor allem der Bergname Katherberg – heute heißt er Ziegelberg – eine wichtige Rolle, denn dieser ist schon früh erwähnt: zum Jahr 1034 in einer Abschrift aus dem 13. oder 14 Jh. als Kathenberg, in den sogenannten Annales Reinhardsbrunnensis aus dem 14. Jh. in der Passage: inter montem Katherberg et Aldinberg et Corneberg. Die Herausgeber der Annalen haben hinzu gesetzt: ein Berg, wo heute Catterfeld, Altenbergen und Friedrichroda liegen.

Von hier aus ergibt sich die Möglichkeit einer anderen Deutung, denn Catterfeld liegt in einem recht tief eingeschnittenen Tal, umgeben von Hügeln und Bergen, von denen eben einer früher Katerberg geheißen hat. Es geht also um einen Taleinschnitt.

Bei schwierigen Namen enpfiehlt sich immer die Suche nach ähnlichen, und davon gibt es Fall von Catterfeld, Katherberg etliche: es geht um die Orte Katlenburg (Kr. Northeim), Kattwijk in den Niederlanden, das Kattegatt zwischen Dänemark, Schweden und Norwegen, vielleicht auch Kattorf(Kr. Helmstedt), Kathorst in Gelderland u.a.m.

Am besten untersucht ist der Ortsname Katlenburg, der auch einen Bergnamen Katelberg neben sich hat. Deren erster Teil Katlen- ist vom Flussnamen Katlenbach übernommen worden. Kat- kann am besten auf eine Basis mit der Bedeutung „gebogen, gekrümmt; Winkel“ zurückgeführt werden. Es besteht durchaus die Möglichkeit, hier auch hochdeutsch Katze, niederdeutsch Katte, hier anzuschließen, was bedeuten würde, dass die Katze ihres bekannten Buckels wegen so benannt worden ist.

Wenn man diesen Weg gehen möchte, kann man in Katter- eine germanische Grundform `Katra-´ sehen, die mit einem altertümlichen -r-Element abgeleitet ist (zu den zahlreichen Ortsnamen dieses Typs, auch in Thüringen, vgl. Udolph, Germanenproblem und K. Casemir, Ortsnamen Wolfenbüttel).

Als Motiv für die Namengebung von Catterfeld und Kat(h)erberg könnte dann der Einschnitt des Geländes gedient haben, etwa im Sinne von „Feld in einem ausgehöhlten, einwärts gewölbten Tal“.

Literatur-Angaben:

Literaturangabe
*K. Casemir
Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter
Bielefeld 2003, S. 467ff.

*K. Casemir, F. Menzel, U. Ohainski
Die Ortsnamen des Kreises Northeim
Bielefeld 2005, S. 226-229.

*E. Förstemann
Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, l. Hälfte
Bonn 1913, Sp. 1657.

*W. Kaspers
Der Name Kettwig, Katwijk, Ket(t)-, Katz- in Ortsnamen; der Tiername ‘Katze’
Zeitschrift für Namenforschung 3(1937)213-225.

*Ch. Riese
Ortsnamen Thüringens – Landkreis Gotha Hamburg 2010, S. 45f.

*J. Udolph
Namenkundliche Studien zum Germanenproblem
Berlin – New York 1994, S. 162-199, speziell 169-199.

*H. Walther
Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts
Berlin 1971, S. 298.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

Schritt 1 von 3

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Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.