Landkreis Gotha Bad

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Der Ortsname „Bad Tabarz“ ist ausführlich von Ch. Riese behandelt worden. Auch die historischen Belege stammen fast alle von ihm:

  • 1109 Sigibreht de Thanfort (Schannat, Vindemiae I S. 111)
  • 1282 Tamuortinowe (Gerbing, S. 306)
  • 1397 Tanfurt (Gerbing, S. 306)
  • 1400 Tauartzs (Otto, Thuringia Sacra S. 158)
  • 1406 in Taufert, quod sine dubio Taberts villam indicat adiacentem (Otto, Thuringia Sacra S. 160)
  • 1510 Tafferts (Gerbing, S. 306)
  • 1516 Thafferdts (Lerp, S. 35)
  • 1519-24 Thaffert, S. Tawartz, S. Tauarts, S. Tawarts (Lerp, S. 35)
  • 1536 Taferts, S. Dafurts, S. Daferts, S. Dauerts (Lerp, S. 35)
  • 1545 Tafers (Lerp, S. 35)
  • 1557 Tafartische aue, Tabartzische aue (Gerbing, S. 306)
  • 1668 Tabarz (Stadtrecht Gotha, S. 98, S. 359)
  • 1716 Tawarz, S. Tavartz, S. Tabartz, S. Taberts, S. Dauartz, S. Dawertz, S. Dabarts, S. Daberts (Lerp, S. 35)
  • 1748 Tabarz (Abschrift 18. Jh.) (Stadtrecht Gotha, S. 109, 376)
  • 1756 Deufers s. Taufers (Postlex., S. 256)
  • 1868 Großtabarz, Kleintabarz
  • 1873 Tabarz, S. Groß- (OV Prov. Sachsen, S. 217)
  • 1873 Klein-Tabarz (OV Prov. Sachsen, S. 110)

Im heutigen Bad Tabarz (der Zuatz Bad wurde im März 2017 zuerkannt) sind die beiden Ortsteile Großtabarz und Kleintabarz aufgegangen, 1925 erfolgte der Zusammenschluss. In der Deutung des Namens, der nicht geringe Probleme aufwirft, kann man sich im Wesentlichen auf die ausführliche Darstellung bei Ch. Riese verlassen. Er argumentiert unter anderem wie folgt: Es ist schwierig, eine Grundform zu gewinnen, denn der Ortsname erscheint in seinen Belegen schon früh verderbt. Für die Grundform nicht belastbar sind sämtliche Belege ab 1400 ff., da hier Anlehnung bzw. Analogie zu den Ortsnamen Dietharz und dem heutigen Ortsteil Cabarz vorliegt.

E. Förstemann war der Ansicht, ein alter Beleg Tagebrechestete beziehe sich auf Tabarz und es liege ein alter Vorname zugrunde. Dieser Meinung hat sich A. Werneburg angeschlossen. Der Beleg gehört jedoch nicht hierher, sondern zu Daberstedt, Ortsteil von Erfurt.

Ch. Riese folgt im Wesentlichen Gedanken von H. Kaufmann und G. Winkler, die an eine ursprüngliche Verbindung aus mittelhochdeutsch tan „Wald, Tannenwald“ + vurt, furt, fort „Furt“ denken und somit von einer Grundbedeutung „(bei der) Furt am Wald“ auszugehen sei. Später sei der Name dann vor allem durch den Einfluss des nahe liegenden Cabarz verändert worden.

Zusammenfassend meint C. Riese:

Man kann ergänzend hinzufügen, dass es in Thüringen weitere Namen gibt, die genau so erklärt werden können:

  1. Tamfurt oder Dammfurt, eine Wüstung bei Mellingen, 1163/95 Tannvarde, 1326 Tanforte, 1376 Tanwarte (Fuhrmann, S. 71)
  2. Im Jahr 1382 als Tanforte erwähnter Flurname bei Tiefurt östl. Weimar (Fuhrmann, S. 71).

Im Bestimmungswort kann althochdeutsch tanna ‚Tanne, Edeltanne, Fichte‘, mittelhochdeutsch tanne ‚Tanne‘, mittelniederdeutsch danne ‚Tanne, Fichte‘, ebenso mittelhochdeutsch tan, tannes ‚Wald, Tannenwald‘ angesetzt werden. Im Grundwort ist althochdeutsch furt, altsächsisch vord, mittelhochdeutsch vurt ‚Furt, Flussdurchgang‘ anzusetzen. Es handelt sich also um ‚die/eine Furt im/am Tannenwald‘.


C. Riese

Literatur-Angaben:

Literatur
* E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 664.
* W. Fuhrmann, Die Ortsnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, Diss. Leipzig 1962.
* S. Löffler, Geschichte des Dorfes Langenhain. Erfurt, Waltershausen 2002.
* Ch. Riese, Ortsnamen Thüringens – Landkreis Gotha, Hamburg 2010, S. 141ff.
* A. Werneburg, Die Namen der Ortschaften und Wüstungen Thüringens, Nachdruck Köln-Wien 1983, S. 111.
* G. Winkler, Genetivische Ortsnamen in Ostmitteldeutschland und in angrenzenden Gebieten, Berlin 2007, S. 159f.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

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Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.