Kyffhäuserkreis Mönchpfiffel

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Historische Belege:

  • 881-899 (Kopie 11.Jh.) Bablide (Hersfelder Zehntverzeichnis; UB RA Hersfeld Nr. 37 S. 66)
  • 1154 Peffelde (Walther S. 287)
  • 1171 de Pefelde (Codex Diplomaticus Anhaltinus I Nr. 524 S. 387)
  • 1231 in Peffelde (UB Mühlhausen Nr. 78 S. 22)
  • 1235 in Peffelde (UB Walkenried I Nr. 209 S. 233)
  • 1237 in Alstede et in Peflede sitis(UB Walkenried I Nr. 224 S. 244)
  • 1241 (Kopie) in Peffelde (UB Walkenried I Nr. 248 S. 268)
  • 1265 in Peffelde (UB Walkenried I Nr. 419 S. 391)
  • 1267 Peffelde (UB Hast. Halberstadt II Nr. 1177 S. 328)
  • 1272 (Kopie) in villa Peffelde (UB Walkenried I Nr. 475 S. 432)
  • 1282 Peffelde (UB Hast. Halberstadt II Nr. 1395 S. 452)
  • 1282 Peffelde (UB Hast. Halberstadt II Nr. 1403 S. 457)
  • 1308 in Peffelde (Reitzenstein S. 125)
  • 1349 in Peffelde (UB Hast. Halberstadt III Nr. 2406 S. 501)
  • 1426 Pfeffelde (Codex diplomaticus Saxoniae I B 4 Nr. 533 S. 345)
  • 1796 Münchpfiffel (Bube 4)

Der Name kann nicht getrennt werden von Hackpfüffel bei Sangerhausen, 1261 Pfeffelde, 1295 Pfyffelde usw.

Mönchpfiffelenthält nach Ausweis der alten Formen Peffelde usw.offenbar das Suffix –ithi, das in thüringischen Ortsnamen recht häufig ist und das etwa besagt: „Das, was den Ortsnamen ausmacht, das, was auffällt, ist hier vorhanden“. Es ist ein sehr altes Element der germanischen Sprachen und findet sich in über 200 Namen vor allem in Nord-, Mittel- und Westdeutschland. Ortsnamen, die in ihrem Ursprung auf –ithi endeten sind unter anderem die niedersächsischen Namen Diemarden, Lengden, Weende, Pöhlde, Ührde, die hessischen Isthe, Welda, Wichte, Haueda, Langd, Grifte, die thüringischen Sömmerda, Büchel, Kölleda, Herda, Stempeda.

Die Deutung des Namens Mönchpfiffel ist allerdings dadurch erheblich erschwert, dass zwischen Bablide aus dem 9. Jh. und Peffelde im 12. Jh. sowohl ca. 300 Jahre wie auch eine kaum zu überbrückende Problematik der Ortsnamenentwicklung stehen: aus Bablidekann nicht Peffelde entstanden sein.

Entsprechend unterschiedlich sind die bisherigen Deutungsversuche. Man dachte an eine Verbindung mit altsächsisch, althochdeutsch pâpila, mundartlich babiln-, papelblume, -same, wengepapeleMalve„, dieses ist jedoch späte Entlehung aus mittellat. papula. Auch latein. peplisBachburgel, Burgelkraut (Portulaca sativa)„, eine andere Pflanze, ist herangezogen worden, aber auch das ist ein junger Name.

Dann hat man an eine Verbindung mit niederdeutsch piepschmaler Abzugsgraben„, „hölzernes Abzugsrohr„, altenglisch pípe „(hölzerne) Wasserröhre“ gedacht. Aber auch das geht so einfach nicht, weil diese Wörter eindeutig ein -i- enthalten, während die alten Formen von Pfiffel eindeutig ein -e- enthalten: Peffelde usw.

Man muss wohl einen anderen Weg gehen. Man findet diesen offenbar über Wörter, die im Norddeutschen und im Dänischen bezeugt sind, gefunden habe ich: dän. pible, jütisch pebble „langsam fließen„, pebel, pebbel „kleiner Bach„, manchmal auch „Wiese, wo das Wasser langsam abfließt„, wahrscheinlich auch ursprünglicher „Quelle„. Im Süderjütischen bedeutet es zumeist „kleiner Bach, Wasserlauf„. In Flurnamen Schleswig-Holsteins gibt es Pebelager, -blōk, -bäk, -sted und -enge.

Vielleicht liegt eine Grundform *Pepila, etwa im Sinn von „von Wassergräben und Bächen durchzogenes Gebiet“ zugrunde. Aus *Pepilakann im Laufe der Zeit *Pfiffel geworden sein.

Den Namen Mönchpfiffel erhielt es, als 1231 das am Südharz gelegene Kloster Walkenried hier Besitzungen erwarb und einen Klosterhof unter der Leitung eines Hofmeisters anlegte.

Zusatz Mönch- erst sehr spät, als es zu Verwechslungen mit Hackpfüffel kam. Dieser Zusatz trat ein, um den Ort von dem nicht weit entfernten Hackpfüffel zu unterscheiden.

Literatur-Angaben:

Literatur-Angaben:
H. Falk/A. Torp, Norwegisch-Dänisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 2, Bergen-Heidelberg 1960, S. 823.
G. Kvaran, Die Zuflüsse zur Nord- und Ostsee von der Ems bis zur Trave (Hydronymia Germaniae, A 12). Wiesbaden 1979, S. 144:
A. Remmers, Mittelalterliche Flurnamen in Ostfriesland, Online-Veröffentlichung, Aurich 2011, S. 72f.:
J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin-New York 1994, S. 263.
J. Udolph, Die Ortsnamen auf -ithi, in: Probleme der älteren Namenschichten, Heidelberg 1991, S. 109f.
H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 287.
F. Witt, Beiträge zur Kenntnis der Flußnamen Nordwestdeutschlands, Phil. Diss. Kiel 1912, S. 110.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

Schritt 1 von 3

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Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.