Ilm-Kreis Ilmenau

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Stadtilm

Historische Belege für Oberilm:

Historische Belege für den Flussnamen Ilm (nach E. Ulbricht, Saale, und anderen Quellen).

Gewässernamenparallelen für den Fluss Ilm

Ilmenau hat wie Stadtilm und dessen Ortsteil Oberilm seinen Namen von dem Fluss Ilm erhalten. Er ist die Basis für alle genannten Ortsnamen.

Sucht man nach historischen Belegen für diese Orts- und den Flussnamen, so wird es schwierig, sicher zuzuordnen, wozu die einzelnen Belege gehören. Erst seit dem 13. Jh. werden die einzelnen Orte durch Zusätze wie Stadt- und Ober- genauer gekennzeichnet.

Historische Belege für den Ortsnamen Ilmenau:

  • 1234 Ilmene
  • 1273 Ilmena
  • 1274 in oppidum Ilmene
  • 1279 in Ilmen
  • 1329 Ilmene
  • 1343 Ilmena
  • 1350 Ylmene
  • 1398 Ilmen
  • 1403 Ylmen

Ortsteil Oberilm. Die meisten Belege stehen bei W. Kahl, Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch, 5. Aufl., Bad Langensalza 2010.

  • 1114 (Fälschung) 12. Jh.) villa Ilmine
  • (1199-1227) (Kopie) in Ilmene
  • 1234 Ilmene
  • 1286 (von) Ilmene
  • 1273 in Ilmina, Variante Ilmena
  • 1274 in oippido Ilmene
  • 1396 Ilmen
  • 1441 Stadtilmen

  • 1280 versus Obern Ilmene

  • 968 Ilmena
  • 1029 (nach Dobenecker Fälschung) Ylmeum (Quelle unklar)
  • 1186 Ilmina
  • 1266 Hilmna (!)
  • 1269 Ylmina
  • 1378 Ylmenaw, Ilmena
  • 1587 Die Ilmen

Die heutige Endung -au im Ortsnamen Ilmenau erscheint erst seit dem 16. Jh., sie ist also nicht ursprünglich. Grundlage aller Namen ist der Flussname Ilm. Man schwankt zwischen einer Verbindung mit althochdeutsch elm „Ulme“ (das deutsche Wort Ulme kommt nicht in Frage, es ist aus dem Lateinischen entlehnt) und einer vorgermanischen Deutung aus *El-mina o.ä. „die Fließende“. Die daraus entstandene Form wurde dann später an das Wort für die „Ulme“ angeglichen.

Die zweite Möglichkeit ist deshalb vorzuziehen, weil der Flussname nicht allein steht, sondern etliche Parallelen aufweist. Das betrifft sowohl den Namen als Ganzes wie auch die Bildung mit einem Element *-min-, *-men-, zum Teil auch *-man-.

  1. Ilmbei Bad Gögging, 820/21 Ilma, 887-895 ad ilminam, 912-932 (Kopie 11.Jh.) Ilmim, 1322 Ilme, Gebietsname: 765-767 (Kopie 824) in locis … Ilmine; Ortsname Ilmendorf, 821 ad Ilme vico; Ortsname Ilmmünster, 912/932 ad monasterium Ilmina.
  2. Ilmenau ® Elbe, 10. Jh. inde Elmanam, 1013 Elmenau usw. (ausführliche Sammlung in Zuflüsse zur unteren Elbe, S. 174ff.).
  3. Elmen(a), verschwundener Flussname südl. von Magdeburg, lebt als Name weiter in Salzelmen, 1124 Elmen, 1197 in Elmen, 1221 (K. 15.Jh.)  in villa Elmene (I. Bily, Ortsnamenbuch des Mittelelbegebietes, Berlin 1996, S. 160).
  4. 4.) Almuonė, Almenas, Elmone, Gewässernamen im Baltikum, ein Beleg lautet: 1325 Elmone.

Grundlage dieser und vieler weiterer Gewässernamen in Europa wie Aller (< *Alara); Ola in Weißrußland; Allia in Latium; Alme in Westfalen; Alle, alt Alna (mit ON. Allenstein); Elz (*Alantia); Elsenz (*Alisontia); Ilse mit Ilsenburg; Ahle u.v.a.m. ist eine anzunehmende alte Wurzel *el-/*ol- „fließen“ usw., z.B. in litauisch, lettisch aluots „Quelle“, lit. alGti „vom Wasser überschwemmt werden“, almeti „unaufhörlich strömen“.

Im zweiten Teil steckt ein altes Partizip ‑meno, -mina u.ä., z.B. in lat. femina„Frau“, < *dhē-mina, eigentlich „die Säugende, Stillende“. Dieses Element ist in zahlreichen Gewässernamen Deutschlands und Europas bezeugt, wurde schon verschiedentlich behandelt und erläutert (W.P. Schmid, Linguisticae Scientiae Collectanea. Ausgewählte Schriften, Berlin – New York 1994, S. 167-174; Jürgen Udolph, Suffixbildungen in alten Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands, S. 151f.;  J. Udolph, On the Etymology of Jómsborg, in: Scripta Islandica (= Isländska Sällskapets Årsbok 65), Uppsala 2014, S. 183-209, vor allem S. 200ff.).

Hier nur eine kleine Auswahl:

Akmena in Litauen; Almana, Nebenfluss der Lippe, 1075 Almana; Alme, Nebenfluss der Exter, 1359 Almina; Almenas im Bezirk Utena in Litauen; Aumance in Frankreich, < Almantia; Almstedt, Ortsname bei Hildesheim, 1151 in Almenstad; Almenstide usw., liegt an der Alme,wahrscheinlich entwickelt aus *Almana; *Aumana in Ohne, Nebenfluss der Wipper, mit Landschaftsname Ohmfeld und Ohmgebirge, 9. Jahrhundert pagus Onfelt; Blume, Ortsname bei Hann. Münden, 1329 Blomena, 1333 Blomena usw.; Falmana; Fulmana; *Galmina; Germania, ON. in Thrakien, von einem Gewässernamen *Germana(s)abgeleitet; Germona, Gewässername in Litauen; Glimina; *Helmana in Helme, linker Nebenfluss der Unstrut, mit Helmegau, 749 Helmanausw.; Ilse, rechter Nebenfluss der Oker, mit ON. Ilsenburg, 995 Elsina, 1003 Ilsina; *Imina > Ihme (in Hannover); Limene, Limonia, Lac Léman und weitere Namen; Swalmana; Swulmana; Warmana > Warmenau; Wermana; Wulmana.

Die Ilm, von der Stadtilm, Oberilm und Ilmenau ihre Namen haben, kann somit als „die (schnell) Fließende“ verstanden werden. Ihr Alter kann nur geschätzt werden, aber auf jeden Fall entstand der Name weit vor Christi Geburt.

Literatur-Angaben:

Literatur:
D. Berger, Duden: Geographische Namen in Deutschland, Mannheim usw. 1993, S. 141f.

E. Eichler, H. Walther, Städtenamenbuch der DDR, Leipzig 1986, S. 139f.

A. Greule, Deutsches Gewässernamenbuch, Berlin/Boston 2014, S. 240

R. Fischer, Ortsnamen der Kreise Arnstadt und Ilmenau, Halle (Saale) 1956, S. 42.
K. Hengst, in: Deutsches Ortsnamenbuch, hrsg. von M. Niemeyer, Berlin-Boston 2012, S. 287f.

H. Krahe, Unsere ältesten Flußnamen, Wiesbaden 1964, S. 36,67,68,69.

J. Udolph, Suffixbildungen in alten Ortsnamen Nord- und Mitteldeutschlands; in: Suffixbildungen in alten Ortsnamen, Uppsala 2004, S. 151f.

E. Ulbricht, Das Flußgebiet der Thüringischen Saale (= DS. 2),Halle 1957, S. 244, 257;

H. Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts, Berlin 1971, S. 237
Zuflüsse zur unteren Elbe (von Seege und Stecknitz bis zur Mündung), bearb. v. J. Udolph (= Hydronymia Germaniae, Reihe A, Lfg. 16), Stuttgart 1990, S. 174ff.

Termine und Vorträge

Am Freitag, dem 3. Mai 2024, um 18:00 Uhr ist Prof. Udolph in Kösnitz, Bad Sulza zu Gast und hält einen Vortrag zu Familiennamen.

Der Vortrag findet statt im Gemeindehaus Kösnitz.

Am Sonntag, dem 5.5.2024, referiert Prof. Udolph um 12 Uhr in Göttingen.

Namen sind Schall und Rauch – stimmt das?

Ort: noch unbekannt

Näheres demnächst hier:

https://www.uni-goettingen.de/de/613438.html

Radio-Sendungen

Antenne Brandenburg
Montag bis Samstag,
zwischen 10 und 11 Uhr

MDR 1 Radio Thüringen
Ihren Namen bitte! – Namenforscher Udolph erklärt ihn

Sendung jeweils von 11.00–12.00 Uhr.

  • Donnerstag, 2. Mai
  • Mittwoch, 8. Mai
  • Donnerstag, 16. Mai
  • Donnerstag, 23. Mai
  • Donnerstag, 30. Mai
  •  

MDR 1 Radio Sachsen
Namenkunde: Familiennamen und ihre Bedeutung
jeden Montag, 15.00–16.00 Uhr

SWR 1 Rheinland-Pfalz
Namenforscher | Was bedeutet mein Name?
Montag bis Freitag,
zwischen 9.00 Uhr und 12.00 Uhr

TV-Sendungen

RBB

Prof. Udolph ist am 2. Oktober 2023 in der Sendung schön + gut ab 18:30 Uhr zu sehen.

MDR

Professor Udolph ist am 23. Mai 2024 wieder im MDR Fernsehen bei MDR um Vier zu sehen.

Schritt 1 von 3

Geben Sie bitte Informationen für die wissenschaftliche Untersuchung an

Dr. Kristin Loga

  • 2003–2008 Studium der Germanistik, Afrikanistik und Onomastik an der Universität Leipzig
  • Abschlussarbeit: Die Ortsnamen des Landkreises Sangerhausen, Magisterarbeit, masch., Leipzig 2007.
  • 2012–2019 Dissertation über die Ortsnamen in den ehem. Landkreisen Quedlinburg und Sangerhausen, Sachsen-Anhalt
  • 12.11.2020 erfolgreiche Verteidigung der Dissertation an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Veröffentlichungen (Auswahl):

  • „Über Namen gibt’s immer was zu sagen.“ Festschrift für Jürgen Udolph zum 80. Geburtstag, hg. zus. mit Joachim Andraschke, Bamberg und Schwanewede 2023. (zu bestellen direkt bei uns im Namenzentrum)
  • „Ortsnamen im Ostharz: Eine onomastische Untersuchung der Namen rezenter und wüst gefallener Siedlungen der ehemaligen Landkreise Sangerhausen und Quedlinburg“, Dissertation Halle 2020, kostenfrei zugänglich unter https://opendata.uni-halle.de/handle/1981185920/92661
  • Der Ortsname Questenberg. In: Das Questenfest. Forschung und Festkultur. Tagungsband der Tagung von 11.–13. Oktober 2019 in Questenberg und Roßla. Schriftenreihe des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz 2020, S. 156–164.
  • (Zus. mit Christian Zschieschang) Namenkunde in und über Sachsen-Anhalt: Stand, Neues und Fehlendes. In: Sachsen und Anhalt. Jahrbuch der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt 31 (2019), S. 231–246.
  • Die Mischnamen des Hersfelder Zehntgebietes. In: Mehrsprachige Sprachlandschaften? Das Problem der slavisch-deutschen Mischtoponyme. Akten der Kieler Tagung 16.–18. Oktober 2014. Hrsg. v. Kathrin Marterior und Norbert Nübler (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 11). Leipzig 2016, S. 131–156.
  • Viertel- und Straßennamen der Stadt Bremen. In: Die Stadt und ihre Namen. 2. Teilband. Hg. v. Dieter Kremer und Dietlind Kremer (Onomastica Lipsiensia. Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung 9). Leipzig 2013, S. 195–214.
  • Kurzer Überblick über die Siedlungsnamen im Kreis Sangerhausen. In: Namenkundliche Informationen 98 (2010), S. 121–133

Äußere Familiennamengeschichte

Menschen (Textproduzenten, Textrezipienten, Familiennamenbenutzer) kommunizieren mittels Texten, die Familiennamen enthalten, über sich selbst und über andere Menschen. Will man eine über die Geschichte der Wortlaute der Familiennamen hinausgehende, die Semantik (Bedeutung) berücksichtigende Familiennamengeschichte betreiben, muss man sich der Geschichte der Personen, über die Informationen in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer abgespeichert sind, widmen. Da sich die Bedeutungen der Familiennamen wie die der anderen Wörter in den Gehirnen der Familiennamenbenutzer befinden, ist die Familiennamensemantik generell zu rekonstruieren. Im Falle rezenter Familiennamengeschichte kommen als Gewährspersonen dienende Familiennamenbenutzer in Betracht, die bestenfalls annähernd genaue Angaben für die Rekonstruktion der Semantik zur betreffenden Zeit machen können. Zur Ermittlung relevanter Merkmale der Denotation (wer mit dem Namen gemeint ist) und der Konnotationen (über welche Eigenschaften derjenige verfügt) sind Fragen über die familiennamentlich benannte(n) Person(en) zu stellen, während hinsichtlich der Konnotationen darüber hinaus auch Auskünfte über den (die) Familiennamen eingeholt werden können. Stehen wie bei weiter zurückliegender Familiennamengeschichte keine Gewährspersonen zur Verfügung, dann müssen die Personengeschichte (Prosopographie) beziehungsweise die Familiengeschichte (Genealogie) herangezogen werden.

Um eine den jeweiligen vorliegenden Umständen angemessene Deutung der Familiennamen vornehmen zu können, sind die Personen beziehungsweise Familien in die relevante Orts- und Regionalgeschichte sowie in die größeren historischen, ökonomischen, politischen und kulturellen Gegebenheiten einzuordnen. Diese enge, unverzichtbare Verbindung von Wortstudium beziehungsweise Wortgeschichte (innere Familiennamengeschichte) und Sachstudium beziehungsweise Sachgeschichte (äußere Familiennamengeschichte) liegt dem bewährten Forschungsprinzip „Wörter und Sachen“ zugrunde, welches sich aus der Bezeichnungsfunktion der Sprache ergibt. Auf Familiennamen angewandt, kann man vom Forschungsprinzip „Familiennamen und Familienmitglieder“ sprechen. Die Beschäftigung mit der äußeren Geschichte der Familiennamen, die auch die Untersuchung der Verbreitung der mit gleichlautenden Familiennamen benannten Personen zu unterschiedlichen Zeiten beinhaltet (historische Familiennamengeographie), sich also neben Personen- beziehungsweise Familiengeschichte auch auf diese Weise um das Auffinden der „Heimat“ der Familiennamen bemüht, die Familiennamen somit „in ihre Landschaft“ (Namenlandschaft, Mundart) hineinstellt, liefert die Hintergründe und Belege für die innere Geschichte der Familiennamen. Um eine möglichst übersichtliche Anordnung der Verbreitungsdaten zu bekommen, fertigen wir Karten an. Entsprechend den gerade interessierenden Aspekten der inneren Familiennamengeschichte sind hinreichend umfängliche und aussagekräftige Belege als Materialbasis zusammenzutragen und quellenkritisch aufzubereiten. Zur Belegsammlung, das heißt zur Ermittlung von Fundstellen der untersuchten Familiennamen in historischen Dokumenten, durchforsten wir Quelleneditionen in Bibliotheken. Oftmals reicht die Qualität der Editionen für unsere Zwecke nicht aus und außerdem sind die meisten familiennamenkundlich relevanten Quellen bisher nicht ediert, so dass wir regelmäßig ins Archiv gehen, um die Belege direkt aus den Dokumenten zu exzerpieren. Der Umgang mit historischen Quellen erfordert nicht nur Kenntnisse der Paläographie, sondern auch des Lateinischen, historischer Sprachstufen des Deutschen und anderer Sprachen. Man kann die Wichtigkeit der Belege für die Familiennamenkunde kaum übertreiben, insbesondere dann nicht, wenn man die Nachvollziehbarkeit jeglicher Schlussfolgerungen als Kriterium von Wissenschaftlichkeit anerkennt. Wissenschaftliche Familiennamenkunde ist ohne Belege nicht möglich.

Gelegentlich werden von den Verfassern familiennamenkundlicher Publikationen, vor allem solcher von Familiennamenbüchern, diverse Gründe vorgebracht, warum keine Belege angeführt werden. Die gängigsten Gründe sind:

  • Der für die Belegapparate erforderliche Raum steht nicht im Verhältnis zu deren Nutzen
  • Familiennamenkunde ist keine Personen- oder Familiengeschichte

Verfasser, die Derartiges behaupten, dürften meistens wohl eher verbergen wollen oder sogar eingestehen, dass sie keine äußere Familiennamengeschichte betrieben beziehungsweise keine die Ergebnisse äußerer Familiennamengeschichte präsentierenden Vorarbeiten herangezogen haben.