Historische Belege:
Zur Bedeutung des Ortsnamens:
Ratscher ist ein Ortsteil der Stadt Schleusingen im Landkreis Hildburghausen.
- 1318 zu Rotscher (Henneburg. UB V Nr. 74 S. 42)
- 1318in Rotscher (Henneburg. UB V Nr. 76 S. 44)
- 1318 in villa Ratscher (Merkenelioglu S. 26)
- (1383-1400) tzu Rotzschere (Mötsch, Lehnsbücher S. 83)
- (1383-1400) tzu Rotscher (Mötsch, Lehnsbücher S. 90)
- (1383-1400) tzu Rotscher (Mötsch, Lehnsbücher S. 119)
- (1400-1405) czu Rotscherre (Mötsch, Lehnsbücher S. 148)
- (1400-1405) zu Rotscher(Mötsch, Lehnsbücher S. 158)
- 1406 Rotscher (Merkenelioglu S. 26)
- 1585 Rotscher (Merkenelioglu S. 26)
- 1833 Ratscher (König 2,13)
Wie man an der Überlieferung deutlich erkennen kann, ist die ursprüngliche Form des Ortsnamens nicht Ratscher, sondern Rotscher gewesen. Die heutige -a-haltige Form ist also erst spät entstanden.
Den Weg zur Lösung dieses Ortsnamens hat Y. Merkenelioglu gewiesen. Sie hat auf das folgende Wort aufmerksam gemacht: mittelhochdeutsch rosche, rotsche, auch rusche, rütsche, rutsche „jäher Bergabhang, Fels; Stelle, auf der gerutscht wird, steile Wegstrecke, Rain, Abhang, abgerutschtes Geländestück“. In einem Flurnamenbuch heißt es dazu: „Die Namen verweisen in der Regel auf steile Geländestellen, wo lockeres Erdreich und Geröll (oder der Pflug) ins Rutschen kamen“.
Probleme bereitet allerdings das auslautende -r-. Daher heißt es bei Merkenelioglu: „Für den Ortsnamen gibt es zwei Möglichkeiten zur Ableitung. Das mhd. rotsche ‘Bergabhang, Fels’ wäre eine Möglichkeit. Der Ortsname wäre somit einstämmig“.
Unerklärt bleibt in diesem Fall allerdings das auslautende -r-. Daher schreibt sie weiter: „Als Zusammensetzung zweier Appellativa (Wörter) könnte Ratscher vom Grundwort mittelhochdeutsch schere ‘Klippe, Felszacke’ und vom Bestimmungswort mittelhochdeutsch rot ‘rot’ stammen. Als Deutung ergäbe sich ‘rote Felszacke’. Schneider macht darauf aufmerksam, dass die Flur am Ort nicht rot ist. Der Flurname Weißeberg deutet darauf hin“.
Wenn man auf die Karte schaut, sieht man allerdings, dass es einen Weißen Berg deutlich entfernt von Ratscher gibt, man könnte daher vielleicht doch die zweite Möglichkeit akzeptieren.
Aber es gibt vielleicht noch eine andere Möglichkeit. An anderer Stelle habe ich einmal ausführlich über Ortsnamen geschrieben, die ein -r- enthalten (Udolph, Germanenproblem S. 162-199). In diesem Zusammenhang stieß ich auch auf die auffällige Tatsache, dass es zahlreiche Berg- und Hügelnamen gibt, die ein -r- enthalten. Ich erwähnte dort: Oder, Bracktler, Preller, Heßler, Söhler, Störner, Schindler, Härdler, Hepper, Betzer, der Krücker, Böller, Deister, Heber, Heder, Schäder, Selter, Sundern, Vogeler, Weper und andere mehr.
Es sind zum Teil sehr alte Namen, aber auch jüngere.
Ich sehe daher im Ortsnamen Ratscher, alt Rotscher, die Möglichkeit, ihn als „Hügel, Berg, der durch rutschendes Erdreich oder ähnliches auffällt“, zu verstehen. Die beidseitigen Bergabhänge an den Ufern können durchaus als Motiv für die Benennung gedient haben.
Literatur-Angaben:
Literatur-Angaben:
Y. Merkenelioglu, Ortsnamen des Landkreises Hildburghausen auf der Grundlage gedruckter Überlieferung, Magisterarbeit Bayreuth 1997, S. 26, 51.
J. Udolph, Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Berlin – New York 1994.